125 Jahre Bahnhofsmission: Helfen am Gleis 1
Die Bahnhofsmission Bonn feiert in diesem Jahr ein großes Jubiläum: Seit 125 Jahren steht sie hilfsbedürftigen und reisenden Menschen zur Seite. Dies ist nicht nur ein Grund zum Feiern, sondern auch ein Anlass, die herausragende Rolle der ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen zu würdigen, ohne deren unermüdlichen Einsatz die Arbeit der Bahnhofsmission Bonn längst nicht mehr möglich wäre.
In gemeinsamer Trägerschaft von Caritasverband Bonn und Diakonischem Werk ist die Bahnhofsmission ein unverzichtbarer Teil des Bonner Hilfesystems: „Wir sind nicht nur Aufenthaltsort, sondern erste Anlaufstelle für Menschen in Krisensituationen“, erklärt Gerhard Brose, Pfarrer im Ruhestand und seit 10 Monaten Leiter der Bonner Bahnhofsmission. Unterstützt von Thomas Rauch als ehrenamtlichem Verwaltungsmitarbeiter leiten sie ein engagiertes Team von rund 30 Ehrenamtlichen. Diese arbeiten in Schichten von 11 bis 14 Uhr und von 14 bis 17 Uhr und sind stets bemüht, ihren Gästen passgenaue Hilfe anzubieten.
Im vergangenen Jahr verzeichnete die Bahnhofsmission insgesamt 8.215 Gästekontakte - eine Steigerung von über 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dies zeigt eindrucksvoll, dass die Angebote der Bahnhofsmission nicht nur dringend benötigt, sondern auch rege in Anspruch genommen werden. Die ehrenamtlichen Mitarbeitenden unterstützen in Zweierteams Menschen in schwierigen Lebenssituationen, begleiten Reisende, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder die ihre Reisedokumente oder ihr Geld verloren haben. Ein wichtiger Aspekt dieser Arbeit ist die gute Vernetzung mit anderen sozialen Einrichtungen wie der Wohnungslosenhilfe, dem Bonner Sozialamt oder der Wache GABI. „Wir befinden uns hier in einem sozialen Brennpunkt, deshalb muss sich das Team im Bonner Hilfesystem gut auskennen - wir bieten hier weder Essen noch Schlafplätze an“, ergänzt Pfarrer Brose.
„Unsere Ehrenamtlichen werden gut vorbereitet, damit sie in jeder Situation handlungsfähig sind“, sagt Thomas Rauch. Alle Ehrenamtlichen haben ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis und lernen ihre Aufgabe zunächst in einem dreiwöchigen Praktikum kennen. Die Bahnhofsmission legt großen Wert darauf, alle Helfer*innen umfassend für ihre anspruchsvollen Aufgaben zu schulen. Dazu gehören auch Präventions- und Deeskalationstrainings. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass die Bahnhofsmission ein sicherer Ort für alle bleibt und daher auch von Menschen mit psychischen Erkrankungen gerne für eine Tasse Kaffee aufgesucht wird.
Das 125-jährige Bestehen wird am 5. Dezember mit einem Festakt gefeiert. In der Festschrift zu diesem Anlass werden auch spannende Auszüge aus den Tagebüchern der Bahnhofsmission seit 1946 veröffentlicht. Diese Berichte geben unter anderem Einblick in die bewegte Geschichte der Einrichtung und die Herausforderungen, denen sie sich im Laufe der Jahrzehnte gestellt hat. Brose bringt es auf den Punkt: „Jeder Gast, der hier Hilfe findet, verdient unsere Hingabe und unseren Respekt“.
Die Bahnhofsmission Bonn hat in den vergangenen 125 Jahren viele Veränderungen erlebt, doch eines ist konstant geblieben: Sie wird von ehrenamtlichen Mitarbeitern getragen. „Wir freuen uns über jede Verstärkung“, blickt Brose optimistisch in die Zukunft. Denn nur mit engagierten Ehrenamtlichen kann die Bahnhofsmission Bonn ihre wichtige Arbeit fortsetzen und darüber hinaus die Öffnungszeiten sogar wieder erweitern – denn das wäre ein großes Ziel des ehrenamtlichen Teams von Gleis 1.